Abtreibung Tirol
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AT / Abtreibung: Tiroler Soziallandesrätin fordert Abtreibung in öffentlichen Krankenhäusern

IEF, 17.11.2022 – Während die SPÖ „flächendeckende“ und kostenlose Abtreibung fordert, stellt sich die katholische Kirche klar auf die Seite des Lebens.

In einem Interview forderte die Tiroler Landessozialrätin Eva Pawlata (SPÖ) laut ORF die Ausweitung von Abtreibungsmöglichkeiten. Abtreibungen sollten in allen öffentlichen Spitälern durchgeführt werden und zudem kostenlos sein – ebenso wie Verhütungsmittel – „als Teil der Gesundheitsversorgung“. Ihrer Meinung nach sollte es auch ein Beratungsangebot geben. Dies dürfe jedoch „auf keinen Fall kirchlich“ sein, so die Politikerin.

Abtreibung nicht in öffentlichen Gesundheitseinrichtungen

In der heißen Debatte erhob daraufhin Innsbrucks Diözesanbischof Herman Glettler, der innerhalb der Österreichischen Bischofskonferenz für Ehe, Familie und Lebensschutz zuständig ist, seine Stimme für das Leben. Abtreibungen könnten nicht „Teil der staatlich zu gewährleistenden Gesundheitsversorgung sein – es sei denn, dass die Gesundheit der Mutter ernsthaft gefährdet ist“, erläuterte Glettler den Standpunkt der Kirche. Schwangerschaft sei eine Zeit „starker körperlicher Belastungen, aber in keinem Fall eine Krankheit“, so der Bischof in einer Presseaussendung der Diözese Innsbruck.  Aufgabe der Gesundheitspolitik sei es vielmehr, das Leben in seinen verwundbarsten Phasen zu schützen, so der Bischof, und die seit der Regierung Kreisky versprochenen „flankierenden Maßnahmen“ endlich umzusetzen. Dazu gehörten eine statistische Erfassung der tatsächlich durchgeführten Abtreibungen, um eine seriöse Motivforschung zu ermöglichen, sowie die Einführung einer ausreichenden Bedenkzeit zwischen Beratung und Eingriff. Bereits in einer Predigt im September hatte Glettler eindringlich den Schutz des Lebens eingemahnt.

Kirchennahe Frauenberatungsstellen unverzichtbar in der Tiroler Soziallandschaft

Einrichtungen wie die Caritas, die Initiative „Frauen helfen Frauen“ oder die „Aktion Leben“ seien unverzichtbare Akteure in der Tiroler Soziallandschaft, die jede Frau individuell und je nach Notlage, ungeachtet ihrer Herkunft und Religion unterstützen, stellt die Diözese Innsbruck klar. „In die Caritas-Schwangerenberatung kommen Frauen in existentiellen Notsituationen. Sie finden dort einen geschützten Raum für ihre Ängste und Sorgen. Kompetente BeraterInnen und eine Hebamme stehen für alle Fragen zur Verfügung und helfen auch bei der Suche nach Alternativen. Wie immer die Entscheidung der Frau oder des Paares ausgeht: Das Angebot begleitender Unterstützung bleibt aufrecht“, so Caritas-Direktorin Elisabeth Rathgeb. In diesem Sinne seien Mitarbeiter kirchlicher und kirchennaher Einrichtungen seit Jahrzehnten für Frauen im Einsatz, um sie zu beraten und zu fördern.

Recht auf Unterstützung

„Abtreibung stellt ein unlösbares ethisches Dilemma dar“, so Angelika Ritter-Grepl, Vorsitzende der Katholischen Frauenbewegung Österreichs. Ein „Recht auf Abtreibung“ könne es nicht geben, da die Autonomie einer Schwangeren immer „in Bezogenheit“ zum Leben und der Würde ihres Kindes zu denken sei. Jeder Frau sei aber ein „Recht auf Unterstützung“ und „Getragensein“ einzuräumen.

Partei für das ungeborene Kind ergreifen

„Mir ist es sehr wichtig, die Beweggründe von Frauen für oder gegen einen Schwangerschaftsabbruch zu verstehen“, hält der Innsbrucker Bischof fest, der sich eine ideologiefreie Diskussion wünscht: „Ganz deutlich möchte ich für das ungeborene Kind Partei ergreifen. Sein elementares Lebensrecht darf nicht geringer bewertet werden als das Freiheits- und Selbstbestimmungsrecht einer erwachsenen Person. Diesen Grundkonflikt zu benennen und gewaltfreie Lösungen vorzuschlagen, ist das Anliegen derer, die sich für Lebensschutz einsetzen. Es ist unseriös, diese Personen in das Eck von Fundamentalisten zu drängen – ebenso ist jede politische Vereinnahmung der Abtreibungsgegner und -gegnerinnen zu verurteilen.“

ÖVP-Klubobmann: Abtreibung an Spitälern nicht im Koalitionsprogramm

ÖVP-Klubobmann Jakob Wolf erklärte laut ORF am Dienstag hingegen den Aussagen von Pawlata, dass die Schaffung von Abtreibungsmöglichkeiten an öffentlichen Krankenanstalten „nicht Programm der Koalition“ sei. Es könne nicht die Rede davon sein, dass man „in jedem Krankenhaus in Tirol künftig einen nicht medizinisch indizierten Abbruch durchführen“ könne, machte Wolf klar, der das Regierungsprogramm federführend mitverhandelte. Auf die Einwände Bischof Glettlers nahm Wolf direkt Bezug. Der Bischof müsse sich „keine Sorgen machen, dass in Tirol mit dem Thema Abtreibung nicht behutsam umgegangen“ werde. Dennoch werde man einen „bedarfsgerechten, niederschwelligen, medizinisch qualitätsvollen Zugang zu Schwangerschaftsabbrüchen“ sicherstellen – und zwar durch den Ausbau des ambulanten Angebotes im niedergelassenen Bereich oder angekoppelt an einer „ausgewählten öffentlichen Einrichtung“, so der Politiker. (TSG)

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