Lass uns reden
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AT / Abtreibung: Lass uns reden – ein Dokumentarfilm, der das Schweigen bricht

IEF, 23.05.2022 – Der Film möchte das Thema Schwangerschaftsabbruch enttabuisieren und lässt vor allem Betroffene mit Einblicken in ihre Erfahrungen zu Wort kommen.

Der von Performance Picture Entertainment OG in Kooperation mit SaveOne Europe und unter der Regie von Tamás Kiss entwickelte Dokumentarfilm stellt sechs Frauen und zwei Männer in den Mittelpunkt, die ihre persönliche Erfahrung mit Konfliktschwangerschaften teilen. Autorin, Schauspielerin und Poetry Slammerin Adina Wilcke schlüpft in die Rolle einer jungen schwangeren Frau, die mit der Frage „Abtreibung, ja oder nein?“ konfrontiert ist und führt mit poetischen Texten durch den Film. Neben den persönlich Betroffenen beleuchten auch Experten, darunter Seelsorger, Psychologen und Ärzte, das Thema aus unterschiedlichen Perspektiven.

Unvorstellbare Situation

So unterschiedlich die sechs Protagonistinnen sind, haben sie doch eine Sache gemein: sie werden ungeplant schwanger in einer für sie als unpassend schwierig oder traumatisierend empfundenen Situation: Die Beziehung mit dem Vater des Kindes wurde aus guten Gründen beendet, ist nicht ernst gemeint, die Frau ist aus beruflichen Gründen des Mannes vollkommen auf sich alleine gestellt oder die Verhütung hat nicht funktioniert. Sofort brechen unterschiedliche Lebensumstände über die Frauen herein. Verwandte und Freunde, die man ins Vertrauen zieht, mischen sich ein und geben Rat. Fünf der sechs Frauen treiben ab. Die beiden männlichen Protagonisten erzählen aus anderer Perspektive: Die Freundin wird schwanger, sofort sind Vatergefühle und Vorfreude da, aber ein Mitspracherecht wird den Männern nicht gegeben. Still und heimlich wird eine Abtreibung vorgenommen.

Das Leben danach

Bereuen die Frauen ihre Abtreibung? Häufig jene, die einen spirituellen Background haben, denn dann „haben sie Schuldgefühle, weil sie glauben, dass sie Schuldgefühle haben müssen“, so eine Psychologin, die im Film zu Wort kommt. Aber ist es wirklich nur der spirituelle Background, der es den Frauen erschwert, die Entscheidung gutzuheißen? „Ich glaube, wenn man das Kind dann bekommt, dann bereut man es nie wirklich“, so eine Protagonistin der Dokumentation, die sich selbst nicht als religiös bezeichnet. Wenn Frauen hingegen abtreiben würden, spürten ca. 80 Prozent früher oder später negative Folgen in Form von Depressionen, Angststörungen, Albträumen etc., erläutert eine Expertin im Film. Diese Zahlen würden von Abtreibungsanbietern geleugnet. In einem Interview nach der Premiere des Films betonte Sonja Horswell, Obfrau von SaveOne Europe, dass Frauen nach einer Abtreibung verleugnen müssten, dass es sich bei dem Ungeborenen um ein Kind handle, um an ihrer Entscheidung nicht zugrunde zu gehen. Bereuen die Frauen nun ihre Abtreibung? Der Film gibt keine eindeutige Antwort darauf. Manche der interviewten Frauen würden ihre damalige Entscheidung gerne rückgängig machen, andere beharren auf der Aussage, dass die Schwangerschaft in einem äußerst “ungünstigen” Moment eintrat und ihre Entscheidung richtig war. Alle hätten sich jedoch eine einfühlsame Beratung und mehr Informationen über die Schwangerschaft, Möglichkeiten der Unterstützung und den Schwangerschaftsabbruch gewünscht. Es wird klar, dass das Ringen um die Entscheidung für oder gegen einen Schwangerschaftsabbruch den Frauen und Männern viel abverlangt und dass die Belastung darüber hinaus noch lange andauern kann.

Dem Film gelingt es meisterhaft, die Position und Situation der betroffenen Frauen und Männer in den Mittelpunkt zu stellen und das Schweigen seitens der Betroffenen über den Schwangerschaftsabbruch zu brechen. Nicht zur Sprache kommen jedoch die ungeborenen Kinder selbst. Ihre Perspektive wird auch nicht von Expertenseite vertreten. Auch wenn dies sicherlich mit Rücksicht auf die Frauen geschieht, die vor der Kamera mutig ihre schwierigen Erfahrung mit einer Konfliktschwangerschaft teilen, bleibt der Film diese wichtige Perspektive den Zuschauern schuldig. Aus den zweifellos schwierigen und beängstigenden Situationen der Frauen wird ein absolut wehrloses und schützenswertes Menschenleben ausgeklammert.

Reden befreit

Unabhängig von den unterschiedlichen Botschaften, die in diesem Film vermittelt werden, ist eine Botschaft jedenfalls von großer Bedeutung: Man muss über Abtreibung reden und den Protagonisten gilt ein großer Dank, dass sie ihre persönliche Geschichte mit den Zuschauern geteilt haben. “Der Titel des Films ‘Lass uns reden’ bringt es auf den Punkt. Wenn Schmerzen verschwiegen werden, wenn man nicht darüber redet, wird man niemals Vergebung finden, wird man nicht in der Lage sein, gemeinsam zu überlegen“, so Jan Ledóchowski, Sprecher für Christdemokratie im Rathausklub der Wiener Volkspartei in einem Interview zu dem Film. Der Film mache Frauen Mut, aus sich herauszugehen, aber er mache auch Männern Mut, damit sie wissen, dass sie aus sich herausgehen können, und zeige ihnen, wie wichtig ihre Rolle in diesem Moment der Krise, des Konflikts, der Panik sei, so Ledóchowski.(TS)

Termine für Filmausstrahlungen in ganz Österreich finden sich unter lassunsreden.film.

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