AT / Reproduktionsmedizin: Arginin-Mangel könnte die Einnistung der Eizelle verhindern
IEF, 23.7.2018 – Forscher der Grazer Med-Uni fanden heraus, dass Arginin-Mangel bei der Frau negative Auswirkungen in Bezug auf die Einnistung des Embryos haben kann. Grundsätzlich sei die Abnahme des Arginins aber notwendig, um den weiblichen Körper immunologisch auf eine bevorstehende Schwangerschaft vorzubereiten.
Sinken des Arginin-Spiegels notwendig für erfolgreiche Schwangerschaft
Eine Grazer Forschergruppe konnte nun erstmals zeigen, dass mit dem Ansteigen des Gelbkörperhormons Progesteron kurz nach dem Eisprung die Arginin-Konzentration im Blut sinke, was dazu beitrage, dass das Immunsystem der Frau auf eine erfolgreiche Schwangerschaft vorbereitet und der Embryo nicht abgestoßen werde. Die Arbeit, die unter anderem in Hinblick auf die Umsetzung eines Kinderwunsches von Bedeutung ist, wurde in der aktuellen Ausgabe des Fachjournals PLOS ONE publiziert.
Zu niedriger Arginin-Spiegel könnte Einnistung verhindern
Die Wissenschaftler untersuchten das Blut von 28 Frauen zu vier Zeitpunkten des Zyklus und stellten starke Hinweise auf einen progesteronabhängigen Verbrauch von Arginin fest: „Die Arginin-Konzentrationen waren in der zweiten Zyklushälfte um durchschnittlich 30 Prozent niedriger als in der ersten“, berichtet Gernot Faustmann, Erstautor der Publikation. Außerdem konnte folgende Korrelation beobachtet werden: je höher der Progesteron-Anstieg umso stärker der Abfall des Arginin. Da die Aminosäure zum Aufbau der Gebärmutterschleimhaut beiträgt, könnte vermutet werden, dass niedrige Arginin-Werte negative Auswirkungen in Bezug auf die Einnistung des Embryos haben. Wie oben beschrieben, fanden die Forscher aber auch heraus, dass ein Sinken der Arginin-Konzentration notwendig sei, damit das Immunsystem der Frau den Embryo nicht abstoße.
Niederlande: Forscher wollen Einnistung anhand „synthetischer Embryonen“ erforschen
Im Mai 2018 wurde bekannt, dass niederländische Forscher um Clemens van Blitterswijk erstmals embryonale Stammzellen einer Maus zu weiteren Mäuseembryos weiterentwickeln konnten. Die Ergebnisse wurden in der Zeitschrift „nature“ veröffentlicht. Die Plazenta- und embryonalen Zellen hätten sich selbst zu einer Art Proto-Embryo organisiert, erklären die Wissenschaftler laut Nachrichtensender ZDF. Es sei gelungen, die so ohne natürliche Befruchtung entwickelten Embryonen in eine echte Maus einzupflanzen und dort eine Schwangerschaft einzuleiten. Zwar hätten die Embryonen nur zwei Tage überlebt, die Forscher hofften aber trotzdem, an den „synthetisch“ gezüchteten Mäuse-Embryonen die Wirkung von Arzneimitteln testen zu können. Auch kleinste Fehler in der embryonalen Entwicklung, die später zu Diabetes- oder Herz-Kreislauf-Erkrankungen führten, könnten so genauer beobachtet werden. Auf diese Art und Weise könnten die frühen Prozesse der Einnistung auch des menschlichen Embryos untersucht werden, zu denen es bislang keinen Zugang gibt, da sich die meisten Frauen zu dem Zeitpunkt nicht bewusst sind, dass sie schwanger sind. Die Forscher erhofften sich insbesondere, Antworten auf die Frage zu bekommen, warum sich bei künstlicher Befruchtung weniger als die Hälfte der Embryonen in die Gebärmutter einnisten. Obwohl menschliche Embryonenforschung in dieser Form in den meisten Ländern Europas verboten ist, mahnte CDU-Gesundheitsexperte im Europaparlament Peter Liese: „Ich sehe die Gefahr, dass man irgendwann doch in die Situation kommt, dass künstlich hergestellte Embryonen beim Menschen eingepflanzt werden. Ich bin sehr skeptisch.“
Für Dr. Stephanie Merckens vom Institut für Ehe und Familie (IEF) ist die ethisch relevante Frage hingegen nicht, ob diese Embryonen „synthetisch“ (also ohne natürliche Befruchtung) entstanden seien oder nicht. Mehr als die Methode der (Er-)zeugung interessiere, ob es sich tatsächlich um menschliche Embryonen (also den Menschen in einem sehr frühen Entwicklungsstadium) handle oder bloß um eine Zellansammlung, die jener eines menschlichen Embryos zwar sehr nahe kommen könnte, aber damit immer noch nicht ein ganzer menschlicher Embryo sei. „Oder einfacher ausgedrückt: Ist der Mensch wirklich nur die Ansammlung von Zellen oder braucht es mehr? Gerade die Erkenntnisse der Epigenetik und die laufenden Entdeckungen von unerwarteten Zusammenhängen lassen auf ein ‚mehr‘ schließen“, so Merckens. Sie verstehe daher zwar die Freude über die Vergleichsmöglichkeiten, sei aber noch skeptisch, ob man wirklich von neuen Mäusen (bzw. in Zukunft) neuen Menschen reden könne. Wenn dem aber so sein sollte, müssten auf diese Embryonen die gleichen ethischen Maßstäbe angewendet werden wie auf Embryonen, die durch die (Frisch-)Befruchtung einer Eizelle entstehen, so die Biopolitikerin.