DE_CH / Lebensende: ARD und SFR lassen über assistierten Suizid abstimmen
IEF, 01.12.2020 – Die Publikumsabstimmung erfolgte nach der Ausstrahlung des als TV-Film adaptierten Theaterstücks „GOTT“ von Ferdinand von Schirach.
Am vergangenen Montag, dem 23.11., wurde im ARD und SFR zeitgleich das Stück „GOTT“ von Ferdinand von Schirach als TV-Film gezeigt. In dem Stück wird die fiktive Situation einer Anhörung in einem Ethikrat nachgespielt, bei der die Frage diskutiert wird, ob der Protagonist, ein gesunder 78-jähriger Mann, der nach dem Tod seiner Gattin seinen Lebenssinn verloren hat, mit Hilfe seiner Ärztin das Leben beenden darf. Im Anschluss an das Stück wurden die TV-Zuseher aufgefordert, über die Frage abzustimmen, ob Herrn Gärtner das todbringende Medikament verabreicht werden soll. Im ARD stimmten 70% der Zuschauer mit JA.
Ausstrahlung im ORF verschoben
Ursprünglich war geplant, dass der TV-Film auch im ORF 2 gesendet wird. Der Österreichische Rundfunk hat aber bereits im Vorfeld angekündigt, keine Publikumsabstimmung durchführen zu wollen. Nach dem Terroranschlag in Wien hat der ORF Anfang November dann außerdem angekündigt, die Ausstrahlung der Eurovisionsproduktion „Gott“ auf einen späteren Zeitpunkt zu verschieben. Ein neuer Sendetermin soll zu einem späteren Zeitpunkt bekanntgegeben werden.
TV-Film beschwört Kontroverse herauf
Die Ausstrahlung und Publikumsabstimmung in Deutschland und der Schweiz lösten bereits im Vorfeld aber auch im Nachhinein heftige Reaktionen aus. So meldete sich in Deutschland beispielsweise eine Gruppe von Palliativmedizinern und Psychologen in einem Offenen Brief zu Wort und warf dem Stück Parteilichkeit vor. Die handelnden Personen würden zum Teil einem Zerrbild entsprechen und auch die vorgebrachten Fakten wären zum Teil nicht auf dem aktuellen Stand der Wissenschaft. Die vorgebrachten Argumente seien auch keineswegs vollständig, zumal beispielsweise die Position der modernen Suizidprävention völlig außer Acht gelassen werde. Darüber hinaus entsprächen weite Teile der Diskussion nicht der eigentlichen Frage. Diese laute nicht: „Gibt es ein Recht auf einen Suizid?“, sondern viel mehr: „Gibt es einen Rechtsanspruch auf einen assistierten Suizid?“.
Dieser Darstellung widersprachen wiederum andere Palliativmediziner und Juristen in einer Replik auf den Offenen Brief, dem sie eine falsche Interpretation des Urteils des Bundesverfassungsgerichts und eine verzerrte Darstellung des Films vorwarfen.
Auch Dr. Stephanie Merckens, Biopolitikerin und Leiterin der Abteilung Politik am Institut für Ehe und Familie (IEF), nahm den TV-Film zum Anlass, um Schirachs Stück im Rahmen eines Podcast-Interviews genauer zu analysieren und seine manipulativen Tendenzen aufzudecken.
Weitere lesenswerte Kommentare zum TV-Film „Gott“ fanden sich außerdem im Nachrichtenmagazin Der Spiegel, in dem von einem „grauenvollen Mitmach-Tribunal“ im Zusammenhang mit Schirachs Stück die Rede war und der Frankfurter Allgemeinen Zeitung, in dem der Autor des Kommentars bezweifelte, dass sich die meisten Menschen der Konsequenzen des assistierten Suizids bewusst seien. (AH)