AT / Familie: Familienbundpräsident Baier für Wahlmöglichkeit bei Kinderbetreuung – Eltern-Kind Bindung im Vordergrund

IEF, 20.11.2017 – Auf Einladung des Familienbunds Österreich diskutierten die deutschen Pädagoginnen Tanja Leitsch und Susanne Schnieder über die Familie als erste und wichtigste Bildungseinrichtung. Im Vordergrund stand dabei die Wichtigkeit der Bindung zwischen Kindern und Eltern. Familienbund-Präsident Bernhard Baier sprach sich für den Erhalt der Kombination von Sach- und Geldleistungen aus.

Der Familienbund Österreich – eine überparteiliche Interessensvereinigung im Nahebereich der ÖVP – lud die Autorinnen des Buches „Die Rotzlöffel Republik – vom täglichen Wahnsinn in unseren Kindergärten“ zur Podiumsdiskussion. Die Veranstaltung fand am 10.11.2017 in der Landwirtschaftskammer in St. Pölten statt.

Zuviel Programm verbraucht wichtige Familienzeit

Motivation für ihr Buch sei es gewesen „Kindern eine Stimme zu geben“, erklären Leitsch und Schieder unisono. Im Vordergrund stehe für sie dabei die Bindung zwischen Kindern und Eltern. Während die Eltern sich Gedanken über die Ausbildung und den bestmöglichsten Schulbesuch machten, würden sie oft das Wichtigste übersehen: Zeit mit ihren Kindern zu verbringen. „Auf der einen Seite sind die Kinder noch nicht sauber, auf der anderen Seite strotzen die Terminkalender der 3-jährigen Kinder vor zusätzlichen Freizeitangeboten wie Ballett, Schwimmen, Fußball, Musikunterricht, die nach dem Kindergarten-Besuch noch erledigt sein wollen.“, berichten die beiden Pädagoginnen aus ihrem Alltag. Dabei seien viele Kinder durch multiple Freizeitangebote mit möglichst vielen Bildungsangeboten überfordert und bräuchten in erster Linie Zeit, um Kind zu sein und in ihrem Tempo wachsen zu können. „Diese Kinder brauchen eine Stimme, die für sie dagegen eintritt.“, so die Expertinnen kritisch. Auch „die hervorragendste Kindergartenpädagogin kann nicht wett machen, wenn die Bindung zu den Eltern fehlt. Die erste und wichtigste Bildungseinrichtung ist die Familie.“, sind Leitsch und Schieder überzeugt. Zu Hause gehe es vor allem darum, intensive und qualitätsvolle Familienzeit miteinander zu verbringen. Zeit, die nicht durch außerhäusliche Aktivitäten gefüllt sei. Die in der Familie erlernte Bindungsfähigkeit wirke sich auf das ganze weitere Leben des Kindes aus. „Je bindungsfähiger ein Mensch ist, desto resilienter ist er. Resilienz ist die Gabe mit schwierigen Situationen umzugehen und Dinge ‚auszuhalten‘.“, so die Pädagoginnen wörtlich. Wenn ein Mensch diese bedingungslose Liebe und Zuwendung in seinen frühen Lebensjahren nicht erfahre, habe er auch in seinem restlichen Leben Probleme Bindungen aufzubauen, verlässlich zu agieren und in Arbeitsprozessen integriert zu werden.

Überbordende Berichtspflichten blockieren Arbeit der Pädagoginnen

Die Pädagoginnen kritisierten ebenso die steigenden Anforderungen an Kindergärten. Zwischen all den „qualitätssichernden Protokollen“ und mangels Personal bleibe am Ende zu wenig Zeit, um individuell auf die Kinder einzugehen. Familienbund-Präsident Mag. Bernhard Baier sieht daher dringenden politischen Handlungsbedarf: „Den Familien muss die Wahl freistehen, Unterstützung in der Betreuung anzunehmen, in dem Umfang wie sie wollen und wie es für ihr Kind gut ist. Ohne Wertung. Ohne Verunsicherung. Wir brauchen neue, andere Wege.“ Ein Rechtsanspruch, der auf der einen Seite dazu führe, dass Betreuungsplätze aus dem Boden gestampft würden ohne ausreichendem geeigneten Personal und auf der anderen Seite das Bild erzeuge, man müsse das Angebot auch nutzen, bringe niemandem etwas. „Wir müssen Familien wieder wertschätzen, sie stärken und ihre Leistungen als wichtig anerkennen.“, so Baier.

Baier gegen Ersatz von Geldleistungen durch Sachleistungen

Der Familienbund-Präsident hält nichts von dem Ersatz von Geldleistungen durch Sachleistungen, da Eltern dadurch die Wahlfreiheit genommen werde. Baier ist hingegen der Meinung, dass „beides gesichert sein [muss]. Ein vielfältiges und gutes Betreuungsangebot und die Möglichkeit sich selbst um sein junges Kind zu kümmern.“

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