AT / Lebensanfang: Nationalrat lehnt Antrag auf Ausbau von Schwangerenberatung ab

IEF, 9.6.2017 – Ein Antrag des fraktionslosen Nationalratsabgeordneten Dr. Marcus Franz, der sich auf die Schaffung von bundesweiten Beratungsstellen für ungewollt Schwangere bezog, wurde in der Plenarsitzung des Nationalrats am 7.6.2017 mehrheitlich abgelehnt. Dass der Antrag abgelehnt wurde, sei insofern nicht verwunderlich, als es die geforderten anonymen Beratungsstellen österreichweit tatsächlich grundsätzlich schon gebe, kommentierte Dr. Stephanie Merckens vom Institut für Ehe und Familie (IEF) die Ablehnung. Die darüber hinausgehenden Wortmeldungen seien jedoch wenig überzeugend und zeigten, dass beim Thema Abtreibung die Diskussion schnell in Positionskämpfe abdriftet und den Blick auf praktische Lösungen vernebelt, so Merckens. So unterstellte etwa Familienministerin Sophie Karmasin (VP)  dem Antragsteller „offensichtlich darauf abzuzielen, dass Frauen überzeugt werden, eine ungewollte Schwangerschaft auszutragen“ und somit „Manipulation“. Die Steigerung der Geburtenrate solle jedoch über andere Instrumente erfolgen. Die Ministerin sprach sich außerdem für „mehr Sexualerziehung in den Schulen mit umfangreichen Materialien und Erklärungen“ aus.

Die aktion Leben reagierte unmittelbar auf die parlamentarische Weltanschauungsdebatte über Schwangerschaftsabbrüche. „Die Wortmeldungen im Parlament, die Schwangerenberatung Manipulation unterstellen, zeugen von wenig Fachkenntnis. Ebenso falsch ist die Vorstellung, ungeplante Schwangerschaften könnten durch kostenlose Verhütung weitgehend vermieden werden.“, meint Martina Kronthaler, Generalsekretärin der aktion leben dazu.  Leistbare Verhütung sei aus ihrer Sicht zwar wichtig, aber es sei ein Mythos, dass sich das Kinderbekommen zu 100 % planen lasse. Aktion leben kritisierte weiters, dass nur wenige der rund 400 Familienberatungsstellen österreichweit auf Schwangerenberatung spezialisiert seien. Außerdem erhielten Frauen zu wenig Information, dass es solche Beratungsreinrichtungen überhaupt gebe. In einschlägigen Broschüren der Stadt Wien gäbe es beispielsweise keinen Hinweis auf die Beratungsleistung der aktion leben. Kronthaler bemängelt außerdem, dass die (zu) wenigen Beratungsstellen, zu wenig bekannt seien und zudem stark unterdotiert seien. Praktische Hilfen würden ausschließlich aus Spenden getätigt werden. Die Beispiele zeigten, dass das Thema nicht sachlich, sondern ideologisch behandelt werde. Kronthaler mahnt: „Das Thema ist zu ernst, es sollte nicht dem Parteien-Hick-Hack ausgeliefert werden!“ Stattdessen solle der Nationalrat das Thema sachgerecht und auf Basis von soliden Informationen behandeln. Einmal mehr zeige sich hier, wie dringend notwendig Zahlen und aktuelle wissenschaftliche Studien über Schwangerschaftsabbrüche benötigt würden. Genau das fordere die Bürgerinitiative „Fakten helfen!“, betont Kronthaler abschließend.

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