DE / Familie: Mama ist am Smartphone und das Kind kann nicht schlafen

IEF, 13.07.2017 – Die Ergebnisse der Blikk-Medien-Studie legen nahe, dass zu intensive Nutzung der digitalen Medien bei Kindern zu Entwicklungsstörungen führen können. Vor allem Eltern werden dazu aufgefordert, ihre Verantwortung ernst zu nehmen. Es sei „Zeit für mehr digitale Fürsorge.“

Ende Mai wurden die ersten Ergebnisse der Blikk-Medien-Studie vorgestellt. Hierbei wurden 5.573 Eltern und deren Kinder zu ihrem Umgang mit digitalen Medien befragt. Gleichzeitig wurden im Rahmen der üblichen Früherkennungsuntersuchungen die körperliche, entwicklungspsychologische und psychosoziale Verfassung der Kindern dokumentiert. Die Ergebnisse zeigen ernstzunehmende Zusammenhänge auf, zwischen dem Medienkonsum der Kinder und auftretenden Entwicklungsstörungen. Anscheinend hat nicht nur für Jugendliche und Erwachsene die zunehmende Digitalisierung gesundheitliche Folgen. Wie „Die Zeit“ berichtet, spricht man hier inzwischen von ca. 600 000 Internetabhängigen und ca. 12,5 Millionen problematischen Nutzern.

Laut der Studie können Folgen von übermäßigem Medienkonsum bei Kindern von „Fütter- und Einschlafstörungen bei Babys über Sprachentwicklungsstörungen bei Kleinkindern bis zu Konzentrationsstörungen im Grundschulalter“ reichen. Der Zusammenhang zwischen dem Medienkonsum der Kinder oder auch der Eltern und entsprechenden Auffälligkeiten sei auffallend, so die Studie. Rund 70% der Kinder im KiTa-Alter das Smartphone ihrer Eltern über eine halbe Stunde am Tag. Bei Kindern bis zum 6. Lebensjahr finden sich bereits vermehrt Sprachentwicklungsstörungen sowie motorische Hyperaktivität vor allem bei denen, die Medien intensiv nutzen.

Zudem zeigt die Studie auch: Nicht nur das Verhalten der Kinder stellt ein Problem dar, sondern auch das ihrer Eltern. Denn diese sind oft nicht nur keine Hilfe für die Kinder im Umgang mit digitalen Medien, sondern ihr Verhalten kann auch Ursache einer ungesunden Entwicklung ihrer Kinder sein, so Dr. Uwe Büsching als einer der Leiter der Studie. Dies müsste immer in Betracht gezogen werden, wenn bei Untersuchungen auffälliges Verhalten bei Kindern auftritt. So entstehen Fütter- und Einschlafstörungen bspw. vor allem dann, wenn Mütter parallel digitale Medien benutzen, während sie ihr Kind betreuen.

„Wir müssen die gesundheitlichen Risiken der Digitalisierung ernst nehmen“, so Marlene Mortler, Drogenbeauftrage der Bundesregierung in der Pressemitteilung über die Ergebnisse der BLIKK- Studie. Kinder bräuchten kein Smartphone, sondern müssten erst einmal mit beiden Beinen sicher im Leben stehen. Immer wieder wird von den Leitern der Studie auf die Verantwortung der Eltern verwiesen. Der richtige Umgang mit den digitalen Medien müsste frühzeitig und kontrolliert geübt werden, so Prof. Dr. Rainer Riedel, Direktor des Instituts für Medizinökonomie und medizinischer Versuchsforschung

Denn wer digitale Medienkompetenz nicht frühzeitig lerne, dem wird es späterhin schwer fallen den eigenen Umgang damit kontrollieren zu können. „Diese Studie zeigt, welche gesundheitlichen Folgen Kinder erleiden können, wenn sie im digitalen Kosmos in der Entwicklung eigener Medienkompetenz allein gelassen werden, ohne die Hilfe von Eltern, Pädagogen, sowie Kinder und Jugendärzten.“ Die Eltern spielten hier eine zentrale Rolle. Sie sind diejenigen, die dem Kind Vorbild sein müssen und auch die Mediennutzung kontrollieren sollen. Wie das IEF berichtete, entschied in diesem Sinne auch das Amtsgericht Bad Hersfeld in einem Verfahren über die elterliche Aufsichtspflicht weitgehende Verpflichtungen der Eltern im Zusammenhang mit dem Gebrauch des Smartphones durch ihre Kinder.

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